Sprache und Sprechen im Dokumentarfilm

Gespräch mit Bettina Blümner, Dokumentarfilmerin, Berlin und Dorothee Wenner, Berlin über den Film „Prinzessinenbad“

Dokumentation des Symposiums vom September 2008 in Köln

pdf„Die Sprache war für mich wichtig …“

„Prinzessinenbad“, Deutschland 2007, 92 Min.
Klara, Mina und Tanutscha sind fünfzehn. Aufgewachsen bei ihren Müttern in Berlin-Kreuzberg kennen sie sich seit ihrer Kindheit. Sie teilen dieselben Interessen, gehen zusammen auf Parties, stehen auf ähnliche Jungs oder verbringen die Tage mit Freunden im Prinzenbad. Eigentlich sind sie unzertrennlich. Doch an der Schwelle zum Erwachsenwerden, fangen die drei Mädchen an, ihre eigenen Wege in der Welt zu suchen: Klara bricht die Schule ab, Mina möchte mit ihrem Freund zusammen sein und Tanutscha fordert von ihrer Mutter mehr Freiheit.

Biographie Bettina Blümner
1975 in Düsseldorf geboren; sie studierte zunächst Medienkultur und Gestaltung an der Bauhaus-Universität in Weimar. Ab 1999 bis 2004 folgte das Studium Szenische Regie an der Filmakademie Baden-Württemberg und der Escuela Internacional de Cine y TV auf Kuba. Ihr Diplomfilm „Die Kette“ hatte 2004 Premiere bei den Hofer Filmtagen und wurde im Jahr 2006 auf Arte und im Hessischen Rundfunk ausgestrahlt. Für ihren Film „Prinzessinnenbad“ erhielt sie 2008 den Bundesfilmpreis.

Gespräch:

D.W: Der Film hat eine erfolgreiche Festival- und Kinoauswertung gehabt. Ich habe an drei Abenden versucht, in den Film in einem Kino in der Nähe des Prinzenbad in Berlin-Kreuzberg zu kommen, und er war immer ausverkauft. Ich glaube, dass es die Sprache von Jugendlichen so im Dokumentarfilm selten gibt, diese Darstellung von Jugendsprache, diese besondere Sprache von drei jungen Frauen, die 15 Jahre alt sind und die in Kreuzberg leben. Das sieht man sonst eher im Spielfilm. Und das wäre meine erste Frage an Bettina Blümner, ob Sie das auch so sehen? Wenn man den Film mit einer logline beschreiben würde, würde man für den Spielfilm sagen, das ist „becoming of age“, das ist ein ganzes Genre, wozu es im Spielfilm mehr gibt als im Dokumentarischen.

B.B.: Ja, das wird sonst eher im Spielfilm dargestellt. Ich war fasziniert von den drei Mädchen: von Klara, Tanutscha und Mina und von deren Sprache von Anfang an. Mir war schnell klar, dass ich das besser dokumentarisch einfangen kann, als wenn ich daraus einen Spielfilm gemacht hätte. Weil sie sehr lebendig und spontan sind. Ich unterscheide nicht so stark zwischen Spiel- und Dokumentarfilm. Ich hatte von Anfang an den Ort, das Freibad in Kreuzberg und die Protagonistinnen.

D.W.: Die Drei sind befreundet, auch schon bevor dieser Film entstand. Wie haben Sie die Drei kennen gelernt. Was war vor dem Film?

B.B.: Ich bin oft im Prinzenbad gewesen und fand diesen Ort faszinierend, an dem so viele verschiedene Leute zusammen kommen. Teilweise sind dort an heißen Tagen bis zu 8.000 oder 10.000 Leuten. Ausgehend von diesem Ort habe ich im Winter Kontakt gesucht zu Jugendlichen, die diesen Ort besuchen. Ich habe in der Nähe vom Freibad in einer Schule Klara kennen gelernt durch einen Jungen, der neben Klara in der Klasse sitzt. Er hat in seiner Klasse gefragt, wer Lust hat, in einem Film mit zu machen, und Klara hat gesagt, sie würde gerne berühmt werden wollen. Und das hat sie ja nun fast geschafft. Da haben wir uns kennen gelernt, und ich habe sie gefragt, ob sie noch Freunde oder Freundinnen hätte, die Lust hätten, bei einem Filmprojekt mit zu machen und die auch gerne ins Freibad gehen. Wir haben uns dann sehr oft getroffen, bevor es dann zu den eigentlichen Filmarbeiten gekommen ist.

Ausschnitt – die ersten 10 Minuten aus dem Film „Prinzessinnenbad“

D.W.: Die Aussage ‚Ich will berühmt werden’, das ist eine Fiktion, die ist mit dem rein beobachtenden Dokumentarfilm gar nicht möglich. Meine Frage geht nach dem Verhältnis von Beobachten und Selbstinszenierung in diesem Film. Wo wollten die Drei auch mitreden, wie war das angelegt?

B.B.: Die Drei haben nicht mitgesprochen, weil das meine Aufgabe ist. Ich hatte nicht das Gefühl, dass die Drei sich in dem Film mehr inszenieren, als sie das auch in Wirklichkeit tun. Sie waren auf verschiedenen Festivals mit dabei, und sie kamen mit auf die Bühne, und viele Zuschauer haben gesagt ‚Die sind ja tatsächlich so wie im Film’. Sie sind aufgeschlossen, schlagfertig und frech. Natürlich inszenieren sie sich selbst. Das hat, glaube ich, viel mit dem Alter zu tun. Gerade in der Pubertät probiert man verschiedene Rollen aus, was geht und was nicht. Gerade Tanutscha probiert ihre Grenzen aus, wie man in der ersten Szene sehen konnte. Ich glaube, das gehört einfach dazu.

D.W.: Also die haben nie gesagt ‚Sehe ich jetzt gut aus?’, ‚Hast nicht mal Lust, da und da mit hin zu kommen?’ Wie sind die Orte zustande gekommen, hat sich das von selbst ergeben, wann war die Zeit zu drehen?

B.B.: Ich habe keine Themen mit ihnen ausgemacht. Wir haben uns an verschiedenen Orten verabredet. Und dort habe ich dann Fragen gestellt zu Thematiken, die ich mir überlegt hatte. Was wir festgelegt haben, waren Uhrzeiten und Orte. Das war zum Teil schwierig, weil sie dann nicht gekommen sind. Das Filmemachen war die ersten zwei Tage ganz spannend, und danach ließ das Interesse rapide nach, und dann musste ich sagen ‚Ich suche mir andere’, und dann ging es wieder.

D.W.: Wenn man den Anfang gesehen hat, wird es nicht ganz deutlich, aber viele hier haben den Film gesehen. Nach meiner Beobachtung gibt es zwei Ebenen des Sprechens: einmal die Gelegenheiten, wo Sie dabei sind mit Ihrem Team, und dann gibt es Situationen, wo ich den Eindruck hatte, Sie haben Situationen arrangiert, wo Leute untereinander reden, z.B. bei den Müttern der Mädchen, also wenn Erwachsene reden. Wie haben Sie das vorbereitet?

B.B.: Ich habe tatsächlich erst versucht, Treffen auszumachen. Mir war wichtig, die drei Protagonistinnen mit ihren Müttern zu zeigen und ihre Mütter für einen Drehtag zu gewinnen. Das ist mir am Ende gelungen. Ich habe darauf geschaut, dass sie sagen, worauf sie Lust haben, was sie drehen möchten. Das war im Falle von Klara und Tanutscha eine Szene zu Hause, ein Essen oder ein Kaffeetrinken. Beim dritten Mädchen war das eine Szene im Café, ein Frühstück, und ich habe dann Fragen vorbereitet und immer wieder gestellt. Es war aber auch so, dass ich gar nicht viel anstoßen musste, sondern vieles vor der Kamera zutage kam. Wenn ich was nicht verstanden habe, habe ich nachgefragt. Die waren offen und ehrlich.

D.W.: Mir ging es so, dass ich die Situationen mit den Älteren als ganz anders empfunden habe. Wie anders die mit ihren Müttern geredet haben oder wenn jemand von außen kommt, wie die Frau aus der Kneipe, bei der Klara arbeitet. Ist das von Ihnen so angelegt, dass es sprachlich fast Parallelwelten gibt: die der Jugendlichen untereinander und die, wenn sie mit den Erwachsenen reden?

B.B.: Ich habe diese Differenz nicht so gesehen. Die Sprache war für mich wichtig. Ich wurde von denen aufgenommen, und ich habe mir ihre Geschichten angehört, z.B. über ein Piercing, das Tanutscha haben wollte und wo ihr Vater sie fast geschlagen hat. Sie waren offen und witzig. Der Film hat einen Wortwitz, und gerade Tanutscha hat eine große Schärfe, und sie sagt selbst, dass sie Sprache als Waffe benutzt, und das kam mir auch so vor, wie sie sich in Kreuzberg zur Wehr setzen muss. Sie wehren sich verbal und das können die sehr gut. Das hat einen großen
Reiz. Ein anderer Reiz hat mit dem Alter zu tun, dass sie immer älter sein wollen als sie sind, und das ist komisch. Klara sagt einmal ‚Ich bin jung, dynamisch und naiv’, sie tun älter, und sie entlarven sich oft mit dem, was sie sagen.

D.W.: Wie haben Sie genau das in den Drehsituationen bekommen? Sie sind jung, aber aus der Perspektive der Drei sind Sie Lichtjahre älter. Wie war Ihre Position als Filmemacherin, um das heraus zu bekommen, woran Ihnen lag?

B.B.: Wir haben uns sehr oft getroffen, und ich habe versucht, mich in deren Welt zu integrieren und deren Welt kennen zu lernen - auch ohne Drehen. Beim Dokumentarfilm müssen die Leute spüren, dass du echtes Interesse hast, und mich hat einfach deren Lebenswelt interessiert. Durch den intensiven Kontakt und die lange Recherche hatte ich dann den Zugang. Im Anfang wollten die mich auch gar nicht mit nach Hause lassen, und wir haben nur auf der Straße gedreht. Wir haben von Anfang an gedreht. Und später wollten sie mir dann auch ihr Zuhause zeigen,
wie sie wohnen.

D.W.: Wann war der Moment, wo Sie wussten, ich habe meine drei Protagonistinnen?

B.B.: Es gab Höhen und Tiefen. Ich dachte zuerst, dass die drei Mädchen mehr Zeit im Prinzenbad verbringen würden. Und nach Tag 3 oder 5 kam eine SMS von Klara ‚Liebe Bettina, wir gehen nicht mehr ins Prinzenbad, bye Klara’. Aber mein Konzept bestand darin, die Mädchen im Prinzenbad zu portraitieren. Und dann musste ich entscheiden, bleibe ich beim Bad oder bei den Protagonisten. Ich habe mich dann für sie entschieden, weil sie diese Stärke hatten und habe sie außerhalb des Freibads portraitiert.

Publikumsfrage: In finde es interessant, in welcher Verfassung jemand spricht. Die für mich zentralen Szenen in dem Film, in denen die Mädchen ihnen viel schenken, vielleicht liege ich da auch falsch, aber ich hatte die Empfindung, dass bei der Szene mit dem Chat oder bei der Szene, wo Klara und Mina auf dem Berg sitzen, dass sie da angetrunken sind oder sogar Drogen im Spiel sind. Und das sind die besonderen Momente des Films. Wie haben Sie in der Montage entschieden, das bleibt drin.

B.B.: Die Mädchen waren nicht betrunken, ich hatte mit denen an dem Tag schon gedreht. Die Mädchen haben diese Schärfe, gerade Tanutscha, die mit sprachlichen Mitteln ihre Grenzen austestet und sich wehrt. Da waren keine Drogen im Spiel. Es gab Szenen, die nicht im Film sind, aber gerade bei diesen zwei Szenen, die Sie ansprechen, war das kein Problem. Sie faszinieren, weil sie sehr früh schon viel mitbekommen haben, mit 15 in Kreuzberg. Das ist vielleicht anders als in einem Vorort in Köln. Sie sind sehr ‚streetwise’.

Publikumsfrage: Ich habe eine Frage zur Aufnahmensituation: Habt Ihr mit Ansteckern gearbeitet oder mit Angel? Das sind ja Entscheidungen in Hinblick auf die Selbstinszenierung und das Bewusstsein, jetzt wird gedreht.

B.B.: Ich habe großen Wert auf den Ton gelegt. Wir hatten tatsächlich Anstecker dabei, wir haben auch Ton geangelt. In manchen Situationen haben wir nicht mit Tonangel gearbeitet. Es gab hinterher viele Tonspuren, Stereoton und 3 - 4 Anstecker. Mir war es wichtig, den Originalton so gut wie möglich aufzunehmen, was auf der lauten Straße zum Teil schwierig war. Es gab Szenen, da waren wir im Team zu dritt: ich, der Kamera- und der Tonmann; es gab aber auch Situationen, da war ich alleine und habe Ton und Kamera gemacht, wenn die Mädchen zum Beispiel alleine waren.

D.W.: Was mich eben überraschte bei Ihrer Einführung, dass Sie Klara auch nach Freunden gefragt haben. Die Sprache, die hier zur Geltung kommt, ist die Sprache junger Frauen, spezifisch für Kreuzberg und für diese Zeit. Und in dem Film sind nicht nur die Väter abwesend, sondern die Jungen sind hier unterlegen, was sich sprachlich ausdrückt und was Sie eingefangen haben. Was mich wundert, dass dies nicht von vornherein ein Film über junge Frauen werden sollte. Wann fiel diese Entscheidung?

B.B.: Es war am Anfang wirklich nicht klar. Es hat sich schnell gezeigt, dass die Drei eng zusammen halten und die Jungens nur sporadisch anwesend oder schnell wieder weg waren und dass sie keine durchgehenden Protagonisten hätten werden können. Und die Verbindung zwischen den Dreien ist so eng wie bei Geschwistern. Die sporadischen Jungensfreunde habe ich auf dem Weg verloren.

Publikumsfrage: Ich wollte wissen, wie lange sich die Drei schon kannten wegen der Vertrautheit zwischen ihnen. Und die zweite Frage ist, dass ich den Eindruck hatte, in dem Teil, den wir sahen, dass die Mädchen frontal antworten, als wenn Sie auf Frage interviewen, aber ich habe keine Frage gehört.

B.B.: Bei der Einführung ist dieser Eindruck besonders stark, das ändert sich im Film. Ich habe viele Fragen gestellt, ich habe mich rausgeschnitten, weil ich es im Dokumentarfilm spannend finde, sich zurückzunehmen und dem Zuschauer mehr Gelegenheit zu geben, den Mädchen zuzuhören und sie frei zu beobachten. Die Mädchen waren schon zusammen im Kindergarten, es gab eine Freundschaft zwischen den Müttern, und die wohnen auch nicht weit auseinander. Es gibt eine ganz enge Verbindung zwischen Klara und Tanutscha, Klara und Mina sehen sich nicht ganz so oft. Klara ist so die zentrale Figur. Tanutscha und Mina haben nicht ganz so viel Kontakt.

D.W.: Ich finde trotz der rausgeschnittenen Fragen, dass Sie sehr präsent sind in diesem Film durch Ihre Haltung. Weil Die erlauben, dass eine Art Geheimsprache zu hören ist, das geht schon fast in Richtung Verständlichkeit der Sprache, die die untereinander sprechen. Gab es für Sie Momente, wo Sie auch um Verständlichkeit gekämpft haben?

B.B.: Genau, ich habe eine ganze Weil gebraucht, um zu verstehen, worum es immer ging. Es gab auch viele Freunde, die namentlich genannt wurden, und dann musste ich versuchen, mich zurechtzufinden, auch mit den Verwandschaftsverhältnissen und dann das schnelle Reden. Wir haben 100 Stunden Material transkribiert, teilweise reden die wie ein Wasserfall. Mit der Zeit wurde das für mich leichter zu verstehen, wann ist etwas ernst gemeint, wann nicht, wann tun sie nur so und spielen.

Publikumsfrage: Ich finde ganz schön, wenn auch im Dokumentarfilm Rätsel bleiben, wenn man nicht alles sofort versteht. Ein Film muss nicht alles zu Ende erklären. Die Jugendsprache kommt schon im Dokumentarfilm der 70er Jahre schon zum Vorschein, z.B. bei Elfi Mikeschs „Ich denke oft an Hawai“ oder bei Gisela Tuchtenhagens „Heimkinder“ oder vor zwei Jahren bei Bettina Braun mit „Was lebst Du?“. Der Duktus der Jugendsprache ist also schon vorher entdeckt worden. Und die zweite Anmerkung ist die, dass diese Jugendsprache nicht nur in Kreuzberg
vorkommt, sondern auch in Köln oder in Duisburg-Marxloh, da findet man diese Öffentlichkeiten ebenso, ebenso „streetwise“ . Meine Frage zum Sprechen der Protagonistinnen: Wo sind im Film die Momente der Stille, der Müdigkeit, der Tristesse, der Langeweile? War es nicht doch immer so, dass eine Art von Performanzbereitschaft da war? Auch die Bilder sind so organisiert, dass immer was passiert.

B.B.: Ich glaube, es gibt Momente der Ruhe und der Stille in diesem Film, ich habe die Mädchen auch alleine begleitet. Zum Beispiel, wenn Tanutscha über ihren Vater spricht, wo sie emotional ist, wo sie sagt, dass ihr Vater sich nicht um sie kümmert, und wo sie sehr alleine ist. Ich glaube, dass bei den allen Dreien die Einsamkeit stark spürbar ist. Der Kontrast zwischen Stärke und Schwäche macht diese Protagonistinnen aus. Ich habe die ganze Zeit auch Einsamkeit und Verlorenheit gespürt.

D.W.: Ich habe jetzt daraus gehört, dass es Kritik gibt an dem, was ich eingangs gesagt habe. Ich meine, es geht um die Besonderheit dieser Protagonisten und die Besonderheit einer Altersdifferenz, und das hat dieser Film gezeigt. In der Art wie der Film montiert ist, hat Bettina Blümner auch Details, Nebensachen zugelassen, wie es für Jugendliche charakteristisch ist, nicht nur News weitergegeben. Ich halte in diesem Film die Musik für extrem wichtig. Fast wie im Musical sind auch die Liedtexte der Musik wichtig für die Aussage an dieser und jener Stelle des Films. Was ist das für Musik? Kam die von den Protagonistinnen? An welchen Stellen haben Sie die eingebaut?

B.B.: Bei der Musik war mir wichtig, das Lebensgefühl der Mädchen zu unterstützen. Ich habe in der Nähe nach jungen Musikerinnen und Hiphopern gesucht und habe denen Stücke vom Rohschnitt gezeigt, und die haben sehr früh was gemacht. D.h. die Musik konnte früh einfließen in den Schnitt, was sehr gut war. Wir haben das früh verweben können - die Cutterin und ich.

D.W.: Der Film ist in Kooperation mit ARTE entstanden. Zu dem sprachlichen Konzept hat es Auseinandersetzungen gegeben. Was war die Diskussion, wo etwas zuviel war nach Ansicht der Redaktion?

B.B.: Es war so, dass wir eine kürzere Fassung von 52 Minuten an ARTE verkauft haben. Und als das nun auf der Berlinale lief und erfolgreich war, konnten wir den Film sogar so lang lassen. Vorher gab es lange Diskussionen: ist es ein Fernsehfilm ist es ein Kinofilm? Ich habe immer gesagt, das ist ein Kinofilm, gerade wegen der Radikalität der Sprache und wegen der Mädchen. Und die haben immer gesagt, das trägt doch keine 90 Minuten, wer will das denn sehen? Und hinterher lief die lange Fassung und das beruhte auf dem Engagement der Filmemacher, denn die lange Fassung war eigentlich nicht mitfinanziert durch den Sender.

D.W.: Können Sie die Diskussion nochmals an Beispielen illustrieren?

B.B.: Die Diskussion ging um die Dramaturgie, die ist offen. Es wird keine große Fragestellung in dem Film behandelt, wie z.B. ‚Ich will das erreichen und schaffen’. Tatsächlich lebt der Film von den Szenen und den Protagonisten, und die Entwicklungen sind relativ gering. Die Redakteure hätten sich einen größeren Konflikt gewünscht.

D.W.: Erzählen Sie noch etwas zur Szene, die wir im Rohschnitt sehen werden und die schon im Filmausschnitt zu sehen war, der Telefonchat. Wofür ist die besonders aussagekräftig?

B.B.: Ich habe Teile des Rohschnitts mitgebracht z.B. den Telefonchat, und da kann man sehen, dass die Einstellung sehr lang war und dass man stark kürzen musste, um die Prägnanz rüberzubringen. Es geht also um Verkürzungen und Verdichtungen. Das ist teilweise schwer gefallen, weil der Charme der Drei so groß ist und wir uns kaum von einem Teil ihrer Aussagen trennen konnten.

Reaktion: Petra L. Schmitz, dfi