Das Gedächtnis der Bilder.
Dokumentarfilme zum Jugoslawienkrieg (1991 - 1999)
10.-12. September 1999, Kölner Filmhaus
"Wir sind entehrt" - Marcel Ophüls zu Beginn seines Films "The Troubles We've Seen - Die Geschichte der Kriegsberichterstattung".
1995 faßt er so die Richtung des westlichen Denkens über den Krieg in Jugoslawien zusammen: Jahrelang fanden Menschenrechtsverletzungen statt und das mitten in Europa und niemand griff ein. Der Vergleich mit den Nazis, die zu lange ungehindert mordeten, wurde in Frankreich früh hergestellt. In diesem Jahr griff die NATO ein, die Ratlosigkeit nahm zu, ebenso der Streit darüber. Der Krieg und der Frieden in Jugoslawien haben weiterhin ein offenes Ende.Die Bilder von diesem Krieg gerieten schnell in den Verdacht, nur Segmente und Halbwahrheiten wiederzugeben; die Medien generell haben ihre Unsicherheit zur Herkunft der Bilder angesprochen. Dokumentarfilmer haben früh versucht, in Bildern einzufangen, wie die alle bewegende Frage "Wie konnte so etwas geschehen"? und die Erklärungen dazu aussehen könnten.
Alle Orte des Krieges über Kroatien, Bosnien und den Kosovo haben sie gesehen, sofern sie reisen durften, haben politisch Verantwortliche, Militärs, Frauen, Männer, Jugendliche, Opfer und Täter vor der Kamera sprechen lassen, Situationen geschildert.
Die Veranstaltung zeigt das umfangreiche Material aus den Jahren 1993 - 1999 in drei Rubriken:
"Freunde - Feinde" mit Filmen wie "Elf Freunde" über den Zerfall der jugoslawischen Fußballnationalmannschaft, über das Zerbrechen von Dorfgemeinschaften (in "Wir sind doch Nachbarn") bis zum Stellungskrieg in einem Tal ("The Valley"). Nachvollziehbar wird, wie Feindbilder entstehen.
"Menschen im Krieg" sind die Bilder, mit denen Weiterleben im Krieg thematisiert wird - für die an die Normalität des Alltags Gewohnten unfassbar. Sie zeigen die Zerstörungen der Körper ("Verletzungen"), der Seelen, der Häuser sowieso (in "Leben und Sterben in Sarajewo" und "Wundbrand"). Und die Hoffnungen eines Straßenbahnfahrers, seine Tram in naher Zukunft wieder durch die Straßen Sarajevos steuern zu können. In "Kosovoflüchtlinge berichten" sind die Geschehnisse im Kosovo dieses Jahres durch die eigenen Erzählungen der Vertriebenen präsent und auf der anderen Seite gibt ein Videokriegstagebuch die Zerstörungen in Belgrad und die Isolation der dortigen Bevölkerung wieder .
In der 3. Rubrik "Der Krieg und der Westen" sind die Dokumente zu sehen, in denen das humanitäre Eingreifen des Westens auf dem "Balkan" deutlich wird. Von den Motiven und "Gedanken eines Blauhelms", der vor der Kamera von Chris Marker offen redet, von den Versuchen des EU-Vermittlers Hans Koschniks, Enklaven des Multiethnischen in der Stadt Mostar zu erhalten bis zur Realität aus Hilfsangeboten und Chaos, auf die die Rückkehrenden aus Deutschland treffen.
In Gesprächen mit Dokumentarfilmern und Redaktionsverantwortlichen wird gefragt: Was kann der Dokumentarfilm vermitteln über Ursachen und Vorgänge in diesem Krieg? Welche Erinnerung unterstützt er? Was sind seine Mittel, das Geschehen darzustellen, näher zu holen, wegzurücken? Was unterscheidet ihn von der medialen Dauervermarktung dieses Krieges?
Wir möchten Sie einladen, an dieser Reihe und an den Gesprächen teilzunehmen.
Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Tagung erhalten im Kölner Filmhaus eine ausführliche Materialmappe mit Informationen zu den Filmen, Regisseurinnen und Regisseuren.
Konzeption: Petra L. Schmitz, Dokumentarfilminitiative Mülheim
Idee: Joachim Kühn, Kölner Filmhaus
Kontakt und Information:
dfi - dokumentarfilminitiative
Mail: dfi(at)filmbuero-nw.de
Die Tagung wird veranstaltet von der Dokumentarfilminitiative im Filmbüro NW in Kooperation mit dem Kölner Filmhaus. Förderung: Ministerium für Arbeit, Soziales und Stadtentwicklung , Kultur und Sport des Landes NRW