dfi-Symposium PROZESSIEREN

Synopsen

Nuremberg, the battle of the images
Vortrag von Sylvie Lindeperg (Historikerin) in englischer Sprache

The filmed record of the Nuremberg hearings brings new insight to the major international trial of Nazi criminals. These images offer a powerful metaphor for the different philosophies of justice that faced off in the courtroom. The copresence of American and Soviet film crews sheds light on the nature of this trial, which was born from compromises that made possible the legal debates even as they handicapped them. Nuremberg’s film footage fleshes out the Tribunal’s printed minutes, sometimes even corrects them. It offers a tangible experience of the hearings, written in faces and bodies. The images of Nuremberg reveal the unequal abilities of the trial’s actors to embody their accounts on the judicial stage, and highlight the discrepancies between their dramaturgical intentions and their performances during the judicial “play.”

THE KIEV TRIAL (NL/UA 2022, 106’, Russisch, Ukrainisch, Deutsch mit englischen Untertiteln)

Regie, Buch: Sergei Loznitsa; Montage: Sergei Loznitsa, Tomasz Wolski, Danielius Kokanauskis; Sounddesign: Vladimir Golovnitski; Produzent*innen: Sergei Loznitsa, Maria Choustova; Koproduzenten: Ilya Khrzhanovskiy, Max Yakover; Produktion: ATOMS & VOID für das Babyn Yar Holocaust Memorial Center

Der Kiewer Prozess, auch bekannt als das „Kiewer Nürnberg“, fand im Januar 1946 in der Sowjetunion statt und war einer der ersten Nachkriegsprozesse gegen deutsche Nazis und ihre Kollaborateure. 15 Verbrecher, schuldig an Gräueltaten, die später in den Nürnberger Prozessen als „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ bezeichnet wurden, standen im Fall Nr. 1679 „Über die Gräueltaten der faschistischen Invasoren auf dem Gebiet der Ukrainischen SSR“ vor Gericht. Anhand von bisher ungesehenem Archivmaterial rekonstruiert Sergei Loznitsa die Schlüsselmomente des Prozesses, einschließlich Aussagen der Angeklagten und Zeugen, unter ihnen Überlebende von Auschwitz und Babi Yar. Der Film entlarvt die „Banalität des Bösen“ und ist mit Blick auf die barbarische Invasion der Ukraine erschütternd aktuell.
(Pressedossier)

LOVEPARADE – DIE VERHANDLUNG (DE/ES 2020, 89’, Deutsch)

Regie: Dominik Wessely; Buch, Produktion: Antje Boehmert; Bildgestaltung: Knut Schmitz, Till Vielrose; Montage, Art Director: Marcel Ozan Riedel; Originalton: Jule Buerjes, Filipp Forberg, Michael Arens; Musik: Jesús Díaz, Paloma Peñarrubía, Gerichtsprotokollantin: Hannelore Böhmert; Rechtsberatung: Dr. Ralph Oliver Graef; Redaktion WDR: Jutta Krug; Koproduzentin: Eva Fontanals

Am 24. Juli 2010 kommt es bei der Loveparade in Duisburg zur Katastrophe: 21 Menschen sterben im Gedränge, 652 werden verletzt. Erst mehr als sieben Jahre später beginnt die Gerichtsverhandlung zur juristischen Aufarbeitung der Katastrophe. Ohne das Geschehen im Gerichtssaal filmen zu dürfen, folgt der Film den Protagonist*innen und dem wahrscheinlich kompliziertesten Strafverfahren in der Geschichte der Bundesrepublik chronologisch vom ersten bis zum letzten Verhandlungstag. Durch Interviews und Bilder eines menschenleeren Gerichtssaal suggeriert er das Gefühl, am Verfahren teilzuhaben. Er dokumentiert, er bewertet nicht. Er sucht die Nähe zu seinen Protagonist*innen, auch über Versachlichung und bündelt als großes Tableau Fragen, Stimmen und Materialien.

REVISION (DE 2012, 106’, Deutsch, Romani, Rumänisch mit deutschen Untertiteln)

Regie: Philip Scheffner; Buch: Merle Kröger, Philip Scheffner; Regie: Philip Scheffner; Kamera: Bernd Meiners; Ton: Pascal Capitolin,Volker Zeigermann; Schnitt: Philip Scheffner; Produzentin: Merle Kröger / pong, Koproduzent:innen: Meike Martens / Blinker Filmproduktion GmbH, Marcie K. Jost, Peter Zorn / worklights media productionZDF / arte, Doris Hepp

Am 29. Juni 1992 entdeckt ein Bauer zwei Körper in einem Getreidefeld in Mecklenburg-Vorpommern. Ermittlungen ergeben, dass es sich bei den Toten um rumänische Staatsbürger handelt. Sie werden bei dem Versuch, die EU-Außengrenze zu überschreiten, von Jägern erschossen. Diese geben an, die Menschen mit Wildschweinen verwechselt zu haben. Vier Jahre später beginnt der Prozess. Welcher der Jäger den tödlichen Schuss abgegeben hat, lässt sich nie beweisen. Das Urteil: Freispruch. dpa meldet: „Aus Rumänien ist niemand zur Urteilsverkündung angereist.“ In den Akten stehen die Namen und Adressen von Grigore Velcu und Eudache Calderar. Ihre Familien wussten nicht, dass jemals ein Prozess stattgefunden hat. Mit REVISION wird ein juristisch abgeschlossener Kriminalfall einer filmischen Revision unterzogen, die Orte, Personen und Erinnerungen miteinander verknüpft und ein fragiles Geflecht aus Versionen und Perspektiven einer „europäischen Geschichte“ ergibt.
(pong Berlin, Kröger/Scheffner)

„BEKLAGEN, ANKLAGEN, EINKLAGEN“ – Zivilgesellschaftliche Revisionen des NSU-Prozesses
Podiumsdiskussion mit Filmen und Lesung
Gäste: Alex Gerbaulet, Ayşe Güleç und Kathrin Röggla

Die im NSU-Prozess – dem wichtigsten, längsten wie kostspieligsten Strafverfahren der Nachwendezeit – verkündeten Urteile riefen vehemente Kritik hervor. Nicht nur an den milden Strafen für die angeklagten Neonazis, sondern vor allem an den Ermittlungen und Verhandlungsführungen des Staates, in denen an einer Drei-Täter-Theorie festgehalten, behördliche Verstrickungen wie politische Dimensionen ausgeblendet und nicht zuletzt die Perspektiven migrantischer Opfer und Angehöriger marginalisiert wurden. Seither engagieren sich Einzelpersonen und Aktionsbündnisse gegen das Vergessen und für die lückenlose Aufklärung des rechten Terrors sowie die Aufarbeitung institutionellen Rassismus und die Sichtbarmachung (post-)migrantischer Perspektiven. Anhand einer Auswahl künstlerischer Positionen werden die vielgestaltigen Herangehensweisen und Ausdrucksformen in den Blick genommen, die Revision gegen die richterliche Rechtsprechung einlegen, die Widerstand leisten gegen die dadurch bestärkten wie hervorgebrachten hegemonialen Wahrheiten und Narrative, die – wie Madlyn Sauer es in ihrer Publikation über die zivilen NSU-Tribunale zusammenfasst – beklagen, anklagen und einklagen.

TIEFENSCHÄRFE (DE 2017, 14:30’, Deutsch)

Buch, Regie, Ton, Schnitt, Produzentinnen: Mareike Bernien & Alex Gerbaulet; Kamera: Jenny Lou Ziegel; Sprecherin: Göksen Güntel; Farbkorrektur, Mastering: Sebastian Bodirsky; Sprachaufnahme, Tonmischung: wave-line Berlin; Übersetzung: Melanie Brazzell; eine Auftragsarbeit des HAU Hebbel am Ufer, Berlin

TIEFENSCHÄRFE untersucht Orte in Nürnberg, an denen der sogenannte Nationalsozialistische Untergrund (NSU) zwischen 2000 und 2005 drei Morde verübt hat. Es ist eine beobachtende Umkreisung, welche die Tatorte über ihre Umgebung kontextualisiert, in ihren Markierungen liest und ihre heutige Be- und Umnutzung zeigt. Das Bodenlose der Taten taucht als formales Element in der Bildsprache auf, indem die horizontale Bildachse immer wieder aus dem Lot gerät. Im Off-Kommentar werden auf unterschiedlichen Zeitebenen alltägliche Szenen und Begegnungen an den Tatorten beschrieben und mit verdichteten Wissensfragmenten über die Taten des NSU sowie über die Parallelwelt der Mordermittlungen verschränkt, welche sich bis zur Selbstenttarnung des NSU 2011 ausschließlich gegen die Mordopfer und deren Familien gerichtet hat. Der Stift wird zur Kamera, die Kamera zum Akteur und gleichzeitig zur Zeitzeugin. Die gefilmten Tatorte werden zu Blickpunkten auf eine Stadt, deren Achse immer wieder aus dem Bildrahmen kippt. So findet ein Ausloten, Irritieren und Verschieben von Realitätsebenen statt, das den Erschütterungen dieser scheinbar unskandalisierbaren Angriffe des NSU auf die Wirklichkeit der (post-)migrantischen Gesellschaft nachspürt.
(pong berlin)

Laufendes Verfahren (Kathrin Röggla, Roman, DE 2023, S. Fischer Verlag)

„Kein Schlussstrich!“ Das war nach dem Urteil des größten Nachwendeprozesses die Forderung vieler Stimmen aus der Nebenklage. Zu wenig wurde im NSU-Prozess aufgeklärt, zu viel politisch versprochen. Was genau aber passiert mit einem Verfahren, um dessen Grenzen so nachhaltig gestritten wird? Wer beobachtet die dritte Gewalt bei ihrer Arbeit, wenn es um rassistischen Terror und den Angriff auf unsere Demokratie geht? Kathrin Röggla entscheidet sich gegen die Vergangenheitsform eines abgeschlossenen Falls, und sie nimmt die bewusst unprofessionelle Perspektive eines „Wir“ ein, das oben auf den Zuschauerrängen sitzt, um davon zu berichten. Wer aber sind „wir“ eigentlich, wenn jedes „Wir“ durch den Prozess infrage gestellt wird? Wie erzählt man von einem Behördenversagen, wenn die Kritik daran den falschen Leuten in die Hände spielt?
(Klappentext S. Fischer Verlag)

HOW MUCH STATE IS IN THE NAZI SCENE? (DE 2017, 3’, Deutsch)

Konzept & Realisation: Tribunal SPOTS / Michel Klöfkorn

Ballen aus geschreddertem Papier wehen im Geäst eines kahlen Baums. Auf der von Windgeräuschen gestörten Tonspur sind beschleunigt abgespielte Aussagen aus den Akten des NSU-Untersuchungsausschusses zu vernehmen: eine Staatsdienerin berichtet über den ungewöhnlichen Auftrag ihres Vorgesetzten, analog gespeicherte Informationen von V-Männern zu vernichten – Beweise einer unrechtmäßigen staatlichen Zensur ermittlungsrelevanter Evidenzmittel, die der Film- und Tonkünstler Michel Klöfkorn mithilfe digitaler Aufzeichnungstechniken in seiner Unkenntlichkeit ans Tagelicht befördert.

BEST COURT EVER (AT/DE 2017, 3’, Deutsch)

Konzept & Realisation: Tribunal SPOTS / Cana Bilir-Meier

Gemeinsam mit der Schauspielerin Lale Yilmaz blickt die Filmemacherin Cana Bilir-Meier auf Episoden der pseudo-dokumentarischen TV-Gerichtsserie RICHTER ALEXANDER HOLD. Im Zusammenschnitt von fiktiven Prozessen um Straftaten von und gegen Menschen mit Migrationshintergrund werden rassistischen Tropen und deren schier endloser Reproduktion durch Massenmedien Sichtbarkeit verliehen.

FOOTAGE AS PROOF: Aktivistische Investigationen institutioneller Gewalt

Experimentelles Kurzfilmprogramm mit Filmgesprächen
Gäste: Narges Kalhor (via Zoom), Volker Köster, Jyoti Mistry (via Zoom, Englisch)
Die Beweismacht des dokumentarischen Bildes als Augenzeuge ist seit der Entstehung fotografischer Apparaturen Gegenstand wissenschaftlicher, gesellschaftlicher wie auch juristischer Debatten. Drei experimentelle Kurzfilme, die Found Footage als Evidenzmittel für ihre künstlerische Forschung heranziehen, sollen exemplarisch die Formenvielfalt der Methoden veranschaulichen, die der Dokumentarfilm entwickelt hat, um mithilfe dokumentarischer Bilder Wahrheiten, Missverhältnisse und sozialpolitische Konflikte zu problematisieren. Die ausgewählten Beispiele hinterfragen etwa die Beweismacht der Bilder selbst, machen Menschenrechtsverletzungen, strukturelle Gewalt gegen Frauen, staatliche Repression und Zensur sichtbar – mit dem Ziel, Bewusstwerdungsprozesse zu evozieren und Veränderungen der herrschenden Verhältnisse zu provozieren.

WO FEUER IST, IST AUCH RAUCH (DE 2016, 30’, Französisch mit deutschen Untertiteln)

Konzept & Realisation: Volker Köster; Produktion: Frederique Laffont, A38-Produktions-Stipendium

Am 18. Mai 2016 war der Brandanschlag auf ein Polizeiauto in Paris die Topmeldung des Tages. Im Zuge der Proteste gegen die geplante Arbeitsmarktreform in Frankreich wird unweit der Veranstaltung ein Streifenwagen angezündet und die im Auto sitzenden Polizisten attackiert. Ein verbreitetes Handyvideo wird tagelang in den französischen Nachrichten gezeigt und analysiert. „Die Bilder sprechen für sich", so ein Sprecher der Polizei. Doch was ist wirklich passiert? Wurde hier mit geschickten Schnitten etwas vertuscht? Der Film betrachtet weitere Quellen, wertet sie aus und kommentiert eine andere Version des Vorfalls. Ein Film über journalistische Sorgfaltspflicht und deren Verletzung.
(Programmtext Österreichisches Filmmuseum Wien)

SENSITIVE CONTENT (DE 2022, 9’, Farsi mit englischen Untertiteln)

Konzept & Realisation: Narges Kalhor

Das Symbol der „eyes wide open“ macht die Betrachter*innen dieser meist unscharfen Handybilder auf den sozialen Medien zu Augenzeugen der staatlichen Brutalität gegen die Demonstrant*innen, die im Iran seit dem gewaltvollen Tod von Mahsa Amini im Gewahrsam der Sittenpolizei am 16. September 2022 auf den Straßen protestieren. Der Film ist sowohl Plädoyer für ein Leben in Freiheit ohne Unterdrückung und Restriktionen als auch ein spannender Exkurs darüber, was sich von den mit Smartphones hektisch geschossenen Bildern im Kopfkino der Zuschauenden manifestiert. Woman. Life. Freedom.
(Bernd Brehmer, Viennale)

CAUSE OF DEATH (ZA/AT 2020, 20’, Englisch)

Regie: Jyoti Mistry; Sound: Peter Cornell; Montage: Nikki Comninos; Textautorinnen: Jyoti Mistry, Napo Masheane; Produktion: Florian Schattauer, Süd Nord Film; Spoken Word: Napo Masheane

Archivbilder von Frauen in unterschiedlichen Erdteilen und unterschiedlichen Epochen, mal in traditionellem Gewand, mal kaum bekleidet oder nackt. CAUSE OF DEATH eröffnet mit einer Reihe ritueller Tänze, weibliche Körper in Bewegung: aber nicht als erotische Attraktion, sondern als Praxis des Erinnerns, als verbindendes Element zwischen den Zeiten, zwischen den Frauen und als therapeutisches Medium. Während Autopsieberichte Todesursachen definieren, beschreibt CAUSE OF DEATH strukturelle Gewalt gegen Frauen als wesentliches Fundament von Femizid. In einer kraftvollen Montage von Found Footage, Animationen und den sich wiederholenden Worten einer anklagenden Frau holt Jyoti Mistry ihre anonymen Vorfahrinnen aus der Unsichtbarkeit und verleiht ihnen eine Stimme: „She speaks out of time, out of history, out of rage.“
(Diagonale – Festival des österreichischen Films, Michelle Koch)

ZECHMEISTER (AT 1981, 75’, Deutsch)

Regie, Buch: Angela Summereder; Kamera: Hille Sagel; Ton: Don King; Schmitt: Dörte Völz; Musik: Christian Geerdes, Fritz Mikesch, Ursula Weck, Franz Lehár; mit: Herbert Adamec, Asher Mendelssohn, Claudia Schneider, Peter Weibel, Gernot Klotz, Franz Hofer, Dietrich Siegl, Hille Sagel, Christian Geerdes; Produktion: Studio-Film

„Einen Film anschauen, das soll sein, wie einen Menschen kennenlernen.“ (Angela Summereder). Besitz und Widerstand lauten die Kategorien, die in Angela Summereders Film ZECHMEISTER aufeinandertreffen. Im Besitz der Wahrheit glauben sich die Ermittler, die den Fall Anton Zechmeister untersuchen. Widerstand gegen die Mentalität, aus Gerüchten die Wahrheit zu erschließen, leitet sich aus einer ästhetischen Haltung ab. Zechmeister ist, wie der erste Satz des Films mit deutlichem Akzent preisgibt, im Jahre 1948 keines natürlichen Todes gestorben. Frau Maria Zechmeister wird beschuldigt, ihren Gatten vergiftet zu haben. Die Wege einer juristischen Recherche und eines Urteils zeichnet der Film nach.
(Elisabeth Büttner/Christian Dewald)

TRUE CRIME FÜRS FERNSEHEN – Wahrheitssuchen in den öffentlichen Medien

Anhand von Ausschnitten aus drei fürs Fernsehen produzierten True-Crime-Filmen und -Serien sprechen Johanna Behre, Regina Schilling und Marie Wilke über die scheinbar ungebrochene Faszination des Publikums für wahre Kriminalfälle und Investigationen, über unterschiedliche dokumentarische Verfahren in der Annäherung an reale Verbrechen, an Opfer und Täter*innen, an forensische Spurensuchen und juristische Faktenlagen. Nicht zuletzt soll auch die in den Beispielen fokussierte wie kritisierte Rolle der Medien beleuchtet werden, die in der Berichterstattung über Kriminalfälle und Evidenzprozesse nicht nur fallspezifische, sondern auch sozialpolitische „Wahrheiten“ transportieren und im Weltbild der Zuschauer*innen implementieren.

HÖLLENTAL (DE 2021, ZDF, 6 Teile, 276’, Deutsch)

Regie, Buch: Marie Wilke; Kamera: Alexander Gheorghiu; Schnitt: Thomas Krause; Ton, Musik: Uwe Bossenz; Redaktion: Jörg Schneider / ZDF Das kleine Fernsehspiel

Die dokumentarische Miniserie rekonstruiert einen der bekanntesten und mysteriösesten Fälle der deutschen Kriminalgeschichte: Die neunjährige Peggy Knobloch aus dem bayerischen Lichtenberg verschwindet am 7. Mai 2001 spurlos. Erst am 2. Juli 2016 wird ihre Leiche in einem nicht weit entfernten Waldstück gefunden. Bis dahin und auch danach nimmt der Fall mehrere überraschende Wendungen. So gesteht ein Verdächtiger den Mord, das Urteil gegen ihn muss jedoch zehn Jahre später revidiert werden. Auch andere mögliche Versionen der Tat bleiben widersprüchlich, ebenso wie viele Zeugenaussagen. Wer Peggy ermordet hat, ist bis heute nicht geklärt. Anhand von Interviews, Archivaufnahmen und Dokumenten sowie Aufnahmen der Originalschauplätze zeichnet Marie Wilke ein umfassendes, unvoreingenommenes Bild des Falls. (Auszug Filmportal.de)

DIESE SENDUNG IST KEIN SPIEL – Die unheimliche Welt des Eduard Zimmermann
(2023, ZDF, 87’, Deutsch)

Regie, Buch: Regina Schilling; Montage: Stefan Oliveira-Pita, Natali Barrey; Tonbearbeitung, Mischung: Kai Tebbel; Musik: Ulrike Haage; Sprecherin: Maria Schrader; TV-Archivrecherche: Lilli Klinger; Recherche: Günter Bäcker, Albert Kamps; Produzent: Thomas Kufus; Redaktion: Susanne Becker / ZDF, Tobias Feilen

Regisseurin Regina Schilling hat reichhaltiges Material zu Kriminalfällen aus 300 Sendungen des erstmals 1967 im ZDF ausgestrahlten True-Crime-Formats AKTENZEICHEN XY… UNGELÖST im Archiv gehoben und aus ihrer persönlichen Perspektive eingeordnet: Vordergründig erzählt das TV-Material von Verbrechensaufklärung und Prävention, von den Menschen, die Opfer wurden. Aus dem zeithistorischen Abstand ergibt sich für die Regisseurin ein tieferer Befund: Eduard Zimmermanns Sendungen vermitteln filmisch normative Bilder gesellschaftlicher Ordnung. In der Rückschau transportieren sie frappierend eindeutige Werte und Weltbilder – über Kriminalistik und Technologie, Beruf und Familie, Frauen und Männer, Medien und Minderheiten, Täter und Opfer wie Homosexuelle, Mädchen, Prostituierte. (Auszug Pressetext)


MORD, MACHT, MEDIEN. DER FALL JENS SÖRING (DE 2023, ARD, 3 Teile, 120’, Deutsch)

Redaktion: Florian Müller, Sabine Harder, Stefanie Gromes; Autor*innen: Willem Konrad, Ben Wozny, Elena Kuch, Katharina Rahn; Produktionsleiterin: Dagmar Behrmann; Producerinnen: Johanna Behre, Alice Brauner

Am 30. März 1985 werden die Eltern von Elizabeth Haysom in ihrem Haus in Virginia auf brutale Weise ermordet. Haysoms Freund, der deutsche Student Jens Söring, und sie selbst werden festgenommen, beiden wird vor laufenden Kameras der Prozess gemacht. Zunächst gesteht Söring die Tat, ehe er sie vor Gericht abstreitet. Am Ende lautet das Urteil gegen Söring: zweimal lebenslänglich. In den Jahren darauf versucht er, sich als Justizopfer zu inszenieren. Spätestens mit seiner Auslieferung nach Deutschland nach 33 Jahren Haft steht der Fall Jens Söring nicht mehr nur für ein grausames Verbrechen, sondern auch für eine erstaunliche Medienkarriere, die durch ein teilweise hochkarätig besetztes Netzwerk unterstützt wurde. Basierend auf Gerichtsakten, Dokumenten und exklusiven Interviewpartner*innen beleuchtet die ARD-Crime-Time-Serie, wie der Kampf um die Wahrheit von Beginn an auch eine Medienschlacht ist und wie es Jens Söring immer wieder gelingt, seine Version der Geschichte in Gesellschaft, Politik und Medien wirkungsvoll zu verbreiten. (Auszug Pressetext)